Eine Hand eines Erwachsenen hält einen Fuss eines Kindes, das einen Klumpfuss hat.
Gastbeitrag

MiracleFeet — eine Zukunft für Kinder

Robert Naville ist der Gründer der Stiftung MiracleFeet Schweiz. Die Stiftung bezweckt, Kindern mit angebo­renem Klumpfuss auf der ganzen Welt eine wirksame und kosten­günstige Behandlung zu ermög­lichen. Im Interview stellt er sich den Fragen von Carmen Jud, Philan­thropie-Beraterin bei Rahn+Bodmer Co.

An welchem Punkt im Leben standen Sie, als Sie sich entschieden haben, MiracleFeet Schweiz zu gründen?

Meine Kinder werden langsam, aber sicher erwachsen. Meine Familie braucht mich nicht länger im gleichen Ausmass, wie dies früher der Fall war. So reifte in mir der Wunsch, einen Teil meiner freige­wor­denen Zeit für unsere Gesell­schaft einzu­setzen. Ich engagierte mich bereits früher ehren­amtlich bei verschie­denen Organi­sa­tionen, aber nun sehnte ich mich nach einer Aufgabe, die über die Schweiz hinaus eine Wirkung erzielen würde.

Die Politik stand nicht zur Debatte, dafür bin ich einfach schon zu alt. Das Thema Umwelt­schutz kreiste lange in meinem Kopf. Doch in diesem Thema über die Schwei­zer­grenzen hinaus etwas zu bewirken, liegt wohl nicht in meiner Macht. Ich bin ja kein Bill Gates. Ein Mann übrigens, von dem ich sehr grosse Stücke halte.  Und dann hörte ich zum ersten Mal von MiracleFeet.

Wie kam es zur Gründung von MiracleFeet Schweiz?

Ein Studi­en­kollege, mit dem ich vor über 30 Jahren an der ETH studiert hatte, schickte mir eine Einladung zu einem Frühstücks­event. An diesem Anlass wurde MiracleFeet vorge­stellt, eine Organi­sation, die Klump­füsse bei Kindern behandelt. Chesca Colloredo, die Geschäfts­füh­rerin von MiracleFeet berichtete, dass die Behandlung für die Kinder ohne Operation und schmerzfrei sei. Mit dem Einsatz von weniger als 500 US Dollar kann der kleine Patient nach der erfolg­reichen Behandlung ein Leben ohne körper­liche Einschrän­kungen geniessen, wovon die ganze Familie profi­tiert. Die geheilten Kinder werden nicht weiter stigma­ti­siert und können ganz normal zur Schule gehen.

Mein Interesse wurde besonders geweckt, als ich reali­siert, dass MiracleFeet die Patienten mit der Ponseti- Methode behandeln. Der gleichen Methode, die auch die Schul­thess Klinik in Zürich anwendet. In der Schweiz brauchen wir keine Organi­sation wie MiracleFeet, wir haben ein gutes Kranken­kas­sen­system. Aber es gibt viele andere Länder, die dies nicht haben. Doch für das Fundraising in der Schweiz braucht es eine Schweizer Organi­sation. Schwei­ze­rinnen und Schweizer spenden kaum für eine ameri­ka­nische Stiftung. So habe ich zusammen mit der Unter­stützung von MiracleFeet Amerika einen Fonds in der Schweiz aufgesetzt.

Was hat Sie dazu bewogen, unter der Kyria Dachstiftung einen Fonds zu eröffnen, anstatt eine eigene Stiftung zu gründen?

Eine eigene Stiftung zu gründen, ist teuer. Für eine kleine Stiftung wie die unsrige ist es deshalb von Vorteil, sich einer Dachstiftung anzuschliessen. So können wir das Maximum an Geldern den Kindern zu Gute kommen lassen. Eine Primar­schul­freundin von mir, Brigitt Küttel, ist die Gründerin der Kyria Stiftung. So war es naheliegend, dass wir uns dieser Organi­sation angeschlossen haben.

Was bedeutet es für Sie persönlich, Geld und Zeit in das Projekt MiracleFeet Schweiz zu investieren?

In der Schweiz haben wir eine Spitzen­me­dizin und ein gut ausge­bautes Kranken­ver­si­che­rungs­system.  Wir geniessen somit ein Privileg, dass viele andere Menschen nicht haben.  Mit MiracleFeet haben wir eine Organi­sation geschaffen, die Menschen in ärmeren Regionen die gleiche Behandlung wie in einer Schweizer Klinik ermög­licht. Das macht mich glücklich. Wir können unser Geld nicht mitnehmen, wenn unser Leben zu Ende ist. Warum es also nicht zu Lebzeiten sinnvoll einsetzen?

Was hat Sie seit dem Beginn von MiracleFeet bis heute am meisten berührt?

Klump­füsse gibt es einfach, eines von rund 800 Kindern kommt mit solchen auf die Welt. Und zwar auf der ganzen Welt, auch in der Schweiz. Jeden Freitag werden in der Schul­thess Klinik in Zürich Kinder mit Klump­füssen behandelt, mit der gleichen Methode, wie die Patienten von MiracleFeet in Schwellen- und Entwicklungsländern.

Ich durfte in der Schul­thess Klinik miter­leben, wie die schmerz­freie Ponseti-Methode funktio­niert. Während der 5‑wöchigen Behandlung wird jede Woche der Gips gewechselt und jedes Mal ist ein gewal­tiger Fortschritt sichtbar. Man kann sich fast nicht vorstellen, was dies für die Kinder und deren Eltern bedeutet. Eine grosse Dankbarkeit und Freude erfüllt alle, denn diese Behandlung ermög­licht dem Kind eine neue Zukunft.  Das ist in der Schweiz genauso wie in allen anderen Ländern.  Ich freue mich sehr darauf, dies einmal in Kambo­dscha miter­leben zu dürfen, einem Land, in dem MiracleFeet Schweiz tätig ist. Einem Kind eine neue Zukunft schenken zu dürfen, berührt mich immer wieder zutiefst.

MiracleFeet Switz­erland

Der Fonds Miracle Feet bezweckt, Kindern mit angebo­renem Klumpfuss auf der ganzen Welt eine wirksame und kosten­günstige Behandlung zu ermög­lichen. Der Schwer­punkt liegt dabei auf der nach ihrem Erfinder benannten Ponseti-Methode. Mit rund 400–500 US Dollar schenkt eine Spenderin oder ein Spender einem Kind eine neue Zukunft.


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