Heinz Rüttimann
Anlegen

Märkte trotzen Trump-Zöllen

Einmal mehr stand Donald Trump im dritten Quartal 2025 mit seinen politi­schen Entschei­dungen im Zentrum des Geschehens. Dazu gehörten die Handels­ab­kommen mit Europa, Japan und anderen Ländern, während die Schweiz einen ersten Nacken­schlag mit 39 % Straf­zöllen erhielt. Ein zweiter Nacken­schlag erfolgte im September mit 100 % Straf­zöllen auf pharma­zeu­ti­schen Produkte. Trotz dieser Hiobs­bot­schaften kam es zu keinem Ausverkauf und der SMI performte im Q3 2025 +1.7 % und der SPI ex SMI ‑0.2 %. Der US-Aktien­markt hingegen führte seine April-Erholung fort, getrieben von den Zoll-Kehrt­wen­dungen, den guten Unter­neh­mens­er­geb­nissen und Trumps Frontal­an­griffe auf die Zinspo­litik der US-Fed. Die damit verbun­denen Unsicher­heiten katapul­tierten ihrer­seits den Goldpreis auf neue Höchst­werte (+16.9 % in Q3 2025). Europas Stoxx 600 hielt sich im Mittelfeld auf (+3.1 %), während die Schwel­len­länder zu neuem Leben erwacht scheinen (+11 %). Alle Perfor­man­ce­an­gaben jeweils in CHF.

Ausblick auf das vierte Quartal 2025

Konjunktur

Die Weltwirt­schaft hält sich ganz ordentlich und die US-Wachs­tums­er­war­tungen haben sich, im Vergleich zum Rest der Welt, verbessert. Das US-Wachstum profi­tiert unter anderem von den enormen Inves­ti­ti­ons­aus­gaben in die Rechen­ka­pa­zi­täten und Infra­struktur der künst­lichen Intel­ligenz. Dabei sind diese Ausgaben losgelöst von geopo­li­ti­schen und makro­öko­no­mi­schen Risiken. Sie kommen sogar zum richtigen Zeitpunkt, um eine fast unumgäng­liche US-Konsum­ab­schwä­chung zu kompen­sieren. Mit Trumps Wirtschafts­po­litik hat das globale Ungleich­ge­wicht zwischen Konsum (US-getrieben) und Produktion (China/­Europa-getrieben) seinen Höhepunkt überschritten. Die US-Zölle zwingen insbe­sondere China, sein Wachs­tums­modell anzupassen und den Privat­konsum zu fördern (Inflation ‑0.4% yoy, Produ­zen­ten­in­flation ‑2.9% yoy).

Ohne effektive fiskal­po­li­tische Gegen­mass­nahmen der chine­si­schen Regierung droht sich die leichte Deflation zu verstärken. Sprich, über kurz oder lang wird ein grösserer Kredit­impuls statt­finden müssen. Europas Wirtschafts­schwung von Anfang 2025 verlangsamt sich. Insbe­sondere die politische Situation in Frank­reich lähmt jegliche Regie­rungs­tä­tigkeit und schadet der Wirtschaft. Deutschland seiner­seits muss aufpassen, dass Koali­ti­ons­strei­tig­keiten keine wichtigen Struk­tur­an­pas­sungen blockieren. Solange Russland aber weiterhin die Grenzen der NATO testet, treibt dies Deutsch­lands Haushalts- und Vertei­di­gungs­agenda weiter voran.

Geldpo­litik

Während Europa die geldpo­li­tische Lockerung bei einem Leitzins von 2 % mehrheitlich abgeschlossen ist, hat die US-Fed ihrer­seits den Zinssen­kungs­zyklus im September 2025 mit 25bps gestartet (von 4.5 % auf 4.25 %). Ganz allgemein wird die US-Geldpo­litik in den kommenden Monaten im Zentrum des Geschehens stehen und ein wichtiger Treiber für die Aktien­märkte sein. Neben Trumps Frontal­an­griffe auf Jerome Powell sucht die Trump-Adminis­tration syste­ma­tisch nach Ansatz­punkten, um die US-Geldpo­litik für einen tieferen Leitzins zu beein­flussen. Die Trump-Adminis­tration braucht tiefere Zinsen, um ihre zwei überge­ord­neten Ziele, die US-Reindus­tria­li­sierung und einen neuen Kredit­zyklus im Privat­sektor, zu erreichen. So ganz nebenbei würden tiefere Leitzinsen auch das US-Budget entlasten. Die SNB ihrer­seits hält sich sämtliche Optionen offen, seien es Negativ­zinsen oder Devisen­käufe. Geht es hart auf hart, dürfte die SNB Negativ­zinsen den Vorrang geben.

Anleihen

Die Rendi­te­aus­sichten bei Schweizer Obliga­tionen sind aufgrund des sehr tiefen Zinsni­veaus verhalten. Bei entspre­chenden Oppor­tu­ni­täten sind wir bereit kurzfristige Kredit­ri­siken zu kaufen. Bei Obliga­tio­nen­an­lagen bevor­zugen wir gute Qualität und mittlere bis längere Laufzeiten.

Währungen

Kurzfristig scheint der US-Dollar überver­kauft zu sein und wir erwarten eine Gegen­be­wegung aufgrund der nach wie vor hohen Zinsdif­ferenz und der besseren Wachs­tums­er­war­tungen der US-Wirtschaft im Vergleich zum Rest der Welt. Je nach Entwicklung der FOMC-Zusam­men­setzung und der erwar­teten US-Geldpo­litik dürfte der US-Dollar wieder zur Schwäche neigen. Letzt­endlich braucht die Trump-Regierung einen schwä­cheren US-Dollar, um ihre zwei überge­ord­neten Ziele erreichen zu können. Beim EUR / CHF erwarten wir keine grösseren Verschiebungen.

Aktien

An Risiken und Unsicher­heiten fehlt es wahrlich nicht, und dennoch scheinen die Aktien­märkte dem schwie­rigen Umfeld zu trotzen. Wir steigen ins vierte Quartal ein, welches histo­risch gesehen ein aktien­freund­liches Quartal ist. Bei Statis­tiken bestätigt aber die Ausnahme die Regel und eine Aktien­markt­kor­rektur von –10 % liegt allemal im Bereich des Möglichen. Ein Faktor, der eine solche Korrektur auslösen könnte, ist wenn der Budget-Knatsch in den USA aus dem Ruder läuft. Ein anderes, deutlich grösseres Risiko ist, wenn Trump seiner Enttäu­schung über Putin Luft macht und sekundäre Sanktionen / Zölle gegen Länder verhängt, die russi­sches Rohöl impor­tieren und somit die russische Kriegs­ma­schi­nerie finanzieren. 

Sein Dilemma und Unmut zugleich ist, dass Europa als kriegs­fi­nan­zie­rende Partei immer noch russi­sches Rohöl kauft. Sollte es zu einer Preis­kor­rektur an den Aktien­märkten kommen, gibt es aber gute Gründe, inves­tiert zu bleiben. Erstens befinden wir uns mögli­cher­weise in der letzten Phase eines Bullen­marktes, und diese gehört histo­risch gesehen zu den lukra­tivsten Aktien­markt­phasen. Ein weiterer Grund sind die gewal­tigen Inves­ti­tionen und Hoffnungen in die künst­liche Intel­ligenz. Diese sind losgelöst von geopo­li­ti­schen oder makro­öko­no­mi­schen Risiken und wirken weiterhin positiv auf die Wirtschaft und die Aktien­markt­stimmung. Der dritte Grund ist der anhal­tende politische Druck der Trump-Regierung auf die US-Fed, die Leitzinsen schneller zu senken. Dies treibt den Markt ebenfalls. Zu guter Letzt wächst der Druck auf China weiter an, fiskal­po­li­tisch deutliche Zeichen für einen stärkeren Binnen­konsum zu setzen.

Alter­native Anlagen

Der Goldpreis ist im dritten Quartal überdurch­schnittlich stark gestiegen und bleibt ein Spielball zwischen struk­tu­rellen Käufen, speku­la­tiven Erwar­tungen und klassi­schen Markt­kräften. Bei einer Preis­kor­rektur orien­tieren wir uns an zwei techni­schen Merkmalen. Eine Korrektur auf die 100-Tages­linie zurück in den Seitwärts­kanal von April 2025 würde ‑11 % bedeuten. Eine Korrektur auf die 200-Tages­linie ‑17 %. Für einen weiterhin starken Goldpreis sprechen die Käufe der Zentral­banken und insti­tu­tio­nellen Anlegern und Privaten aufgrund geopo­li­ti­scher Risiken. Trumps politi­scher Druck auf die US-Fed wirkt auf beide Seiten und macht den Goldpreis volatiler. Den Markt zu «timen» ist dabei nicht ratsam. Gold bleibt auch bei einer Korrektur ein wertvoller Portfoliobaustein.

Bei Immobilien können die Prämien auf den jewei­ligen Fond-NAV (NAV = Netto­in­ven­tar­ver­mögen) kaum noch weiter steigen. Es sei denn, die SNB würde erneut Negativ­zinsen einführen. Immobilien erwirt­schaften aber immer noch eine Dividende von rund 2.5 %. Im Vergleich zu den Renditen von Schweizer Obliga­tionen ist dies ein attrak­tiver Wert.

Bei Fragen zu diesem Thema stehen Ihnen unsere Kunden­be­ra­te­rinnen und Kunden­be­rater gerne zur Verfügung.

Bei Anregungen zum Notablog wenden Sie sich bitte an notablog@rahnbodmer.ch.

Recht­liche Hinweise
Die Infor­ma­tionen und Ansichten in diesem Blog dienen ausschliesslich Infor­ma­ti­ons­zwecken und stellen insbe­sondere keine Werbung, Empfehlung, Finanz­analyse oder sonstige Beratung dar. Namentlich ist dieser weder dazu bestimmt, der Leserin oder dem Leser eine Anlage­be­ratung zukommen zu lassen, noch sie oder ihn bei allfäl­ligen Inves­ti­tionen oder sonstigen Trans­ak­tionen zu unter­stützen. Entscheide, welche aufgrund der vorlie­genden Publi­kation getroffen werden, erfolgen im allei­nigen Risiko der Anlegerin oder des Anlegers.


Weitere Beiträge von