Heinz Rüttimann
Anlegen

Wie inter­pre­tiert man Dividenden- und Gewinnrenditen?

Der Begriff «Dividen­den­rendite» ist den meisten Inves­to­rinnen und Inves­toren ein Begriff. Bei der «Gewinn­rendite» wird es bereits ein bisschen schwie­riger. In diesem Beitrag wollen wir aufzeigen, wie diese zwei Begriffe für Aussagen zum Aktien­markt und im Vergleich zu langjäh­rigen Staats­an­leihen genutzt werden und zeigen dies am Beispiel des Swiss Perfor­mance Index und des ameri­ka­ni­schen S&P 500.

Dividen­den­rendite

Die Dividen­den­rendite stellt das Verhältnis der bezahlten oder erwar­teten Dividenden zum Aktien­index dar.

Beispiel: Kurs Aktien­index 1’000, bezahlte Dividenden 50 ergibt 5 % Dividendenrendite

Dividen­den­ren­diten sind relativ stabil und machen eine wichtige Aussage im Vergleich zu den langjäh­rigen Staatsanleihen.

Erklärung Gewinn­rendite

Die Gewinn­rendite ist der Kehrwert des Kurs-Gewinn-Verhält­nisses (KGV) multi­pli­ziert mit 100.

Beispiel: Kurs Aktien­index 1’000, Gewinn Aktien­index 62.5 ergibt 16x KGV. Der Aktien­index ist also mit dem 16-fachen Jahres­gewinn bewertet. Gewinn­rendite in %: 1/16x KGV * 100 ergibt 6.25 % Gewinnrendite.

Gewinn­ren­diten sind volatiler und machen wichtige Aussagen im Vergleich zu langjäh­rigen Staats­an­leihen und in Bezug auf die Aktienmarktbewertung.

Die nachfol­gende Grafik zeigt die obener­wähnten Renditen über die letzten zehn Jahre des SPI und S&P 500 und macht Aussagen über die aktuelle Dividen­den­rendite des Aktien­marktes im Vergleich zu den Renditen von zehnjäh­rigen Staats­an­leihen und die aktuelle Gewinn­rendite und Bewertung des Aktienmarktes.

Beispiel Swiss Perfor­mance Index

Der SPI hat eine laufende Dividen­den­rendite von 3.3 % (Zehn-Jahres-Durch­schnitt 3.2 %), während die Rendite für Zehn-Jahres-Staats­an­leihen 0.9 % und die Kernin­flation 1.6 % betragen. Im direkten Vergleich erscheint der Aktien­markt attraktiv, da die Dividen­den­rendite höher ist als die Rendite von langjäh­rigen Staats­an­leihen. Hinzu kommt, dass die Renditen der Staats­an­leihen ebenfalls tiefer sind als die Kernin­flation. Inves­to­rinnen und Inves­toren im Schweizer Markt haben damit im Obliga­tio­nen­markt (Staats- und Unter­neh­mens­an­leihen) nur bedingt eine valable Alternative.

Der SPI hat eine laufende Gewinn­rendite von 5.6 % (10-Jahres-Durch­schnitt 5.6 %). Zum einen scheint im Zehn-Jahres-Vergleich der SPI fair bewertet zu sein und zum anderen ist eine Gewinn­rendite von 5.6 % im Vergleich zur Rendite für zehnjährige Staats­an­leihen mit 0.9 % ebenfalls attraktiv. Für Anlege­rinnen und Anleger lohnt sich damit das Risiko im Aktienmarkt.

Beispiel S&P 500 Index

Der S&P 500 hat eine laufende Dividen­den­rendite von 1.5 % (Zehn-Jahres-Durch­schnitt 2 %), während die Rendite für zehnjährige Staats­an­leihen 4.2 %, die Kernin­flation 4 % und die erwartete durch­schnitt­liche Inflation über die nächsten zehn Jahre 2.2 % betragen. Im direkten Vergleich erscheint der Aktien­markt unattraktiv, da die Rendite von langjäh­rigen Staats­an­leihen höher ist als die Dividen­den­rendite. Hinzu kommt, dass die Renditen der Staats­an­leihen gleich hoch sind wie die derzeitige Kernin­flation aber wesentlich höher als die erwartete durch­schnitt­liche Inflation über die nächsten zehn Jahre. Inves­to­rinnen und Inves­toren im US-Markt haben damit im Obliga­tio­nen­markt (Staats- und Unter­neh­mens­an­leihen) eine valable Alternative.

Der S&P 500 hat eine laufende Gewinn­rendite von 4.9 % (Zehn-Jahres-Durch­schnitt 5.6 %). Zum einen scheint im Zehn-Jahres-Vergleich der S&P 500 überbe­wertet zu sein und zum anderen ist die Gewinn­rendite von 4.9 % im Vergleich zur Rendite für zehnjährige Staats­an­leihen mit 4.2 % zwar höher, aber nicht bedeutend höher. Anlege­rinnen und Anleger sind damit im Aktien­markt grösseren Risiken ausge­setzt. Bei der Gesamt­be­ur­teilung darf nicht vergessen werden, dass der IT-Sektor im S&P 500 inzwi­schen knapp 30 % ausmacht.

Konklusion

Die Dividenden- und Gewinn­ren­diten sind gute Hilfs­mittel, um Aktien­märkte mitein­ander zu vergleichen. Der Teufel liegt bekanntlich aber im Detail. Weitere Variablen, die bei der Beurteilung mit einbe­zogen werden müssen, sind das makro­öko­no­mische Umfeld (Konjunktur und Geldpo­litik), die Sekto­ren­zu­sam­men­setzung des Aktien­marktes (zyklisch versus defensiv), die Währungs­kom­po­nenten und einige mehr.


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