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Gold spielt in einer eigenen Liga

Der Goldpreis hat seit Jahres­beginn in US-Dollar um satte 40 % und in Schweizer Franken um 21 % zugelegt. Eine eindrück­liche Bilanz, die Gold erneut ins Rampen­licht rückt. Während Aktien­märkte ihre Bewegungen aus Gewinnen, Zinsen oder Konjunktur erklären lassen, entzieht sich Gold weitgehend dieser Logik. Es ist Wertspeicher, Infla­ti­ons­schutz und geopo­li­ti­scher Seismo­graph zugleich und spielt damit in einer eigenen Liga. Für Anlege­rinnen und Anleger stellt sich die Frage, wie man mit dem jüngsten Preis­aus­bruch umgehen soll und was für mögliche Preis­kor­rek­turen drohen.

Treiber des Goldpreises 

Die positiven Impulse sind vielfältig. Histo­risch zeigte sich eine enge, negative Korre­lation zwischen Gold und den Realren­diten in den USA. Über 20 Jahre lang war dieser Mecha­nismus fast ein Natur­gesetz und wurde mit Russlands Invasion in die Ukraine und der Einfrierung russi­scher Währungs­re­serven durch den Westen 2022 ausser Kraft gesetzt. Dies war gleich­zeitig der Start von Zentral­banken, allen voran China, als struk­tu­relle Goldkäufer, um ihre Währungs­re­serven zu diver­si­fi­zieren. Andere histo­risch belegte Treiber sind die geopo­li­ti­schen Unsicher­heiten sowie ein schwä­cherer US-Dollar. Ein neues wesent­liches Element der aktuellen Gold-Hausse sind Donald Trumps Druck­ver­suche auf die US-Fed sowie die Ernennung von Stephen Miran als neues Mitglied der US-Zentralbank. Beides befeuert Speku­la­tionen über eine mögliche Politi­sierung der Geldpo­litik und treibt den Goldpreis ebenfalls in die Höhe.

Der jüngste Preis­aus­bruch ist unwei­gerlich übertrieben und eine Preis­kor­rektur oder Konso­li­dierung wäre überfällig. Eine solche versuchen zu «timen» wäre aber falsch, da der struk­tu­relle Treiber «Zentral­banken-Käufe» weiterhin intakt ist, geopo­li­tisch vorderhand keine fried­li­chere Welt erwartet wird, US-Zinssen­kungen die Oppor­tu­ni­täts­kosten von Gold sinken und neben den Zentral­banken noch zyklische Inves­toren, wie insti­tu­tio­nelle und private Käufe­rinnen und Käufer, hinzu­kommen könnten.

Die Grafik oben zeigt den Goldpreis und die total gehaltene Menge an physi­schem Gold in Tonnen von den grössten Gold ETFs der Welt (Blackrock, Deutsche Bank, ETF Securities, Merk, Mitsu­bishi, NewGold, Raiff­eisen, SPDR, Standard Bank, UBS, ZKB etc). Bei diesen Inves­toren handelt es sich vor allem um insti­tu­tio­nelle und private Käufe­rinnen und Käufer, die eher zyklische Käufe tätigen. Im Jahres­ver­gleich ist die total gehaltene Menge an physi­schem Gold um 12 % auf 2’953 Tonnen gestiegen. Der Höchstwert wurde im Oktober 2020 mit 3’450 Tonnen erreicht. Damit liegt der derzeitige Wert noch rund 14 % unter dem Höchstwert. Sprich, je nach Umfeld kann die Nachfrage nach physi­schem Gold von zykli­schen Käufern zunehmen und den Goldpreis stützen.

Mögliche Preis­kor­rektur und Konklusion 

Der Goldpreis bleibt ein Spielball zwischen struk­tu­rellen Käufen, speku­la­tiven Erwar­tungen und klassi­schen Markt­kräften. Bei einer Preis­kor­rektur orien­tieren wir uns an zwei techni­schen Merkmalen, nämlich der 100- und 200-Tages­linie (siehe Grafik unten). Eine Korrektur auf die 100-Tages­linie zurück in den Seitwärts­kanal von April 2025 würde eine Korrektur von ‑10 % bedeuten. Bei einer Korrektur auf die 200-Tages­linie wären es ‑15 %. Nach der starken Aufwärts­be­wegung lässt sich über den fairen Wert von Gold nur speku­lieren. Für einen weiterhin starken Goldpreis sprechen die Käufe der Zentral­banken und insti­tu­tio­nellen Anlegern und Privaten aufgrund geopo­li­ti­scher Risiken. Donald Trumps politi­scher Druck auf die US-Fed wirkt auf beide Seiten und macht den Goldpreis volatiler. Den Markt zu «timen» ist dabei nicht ratsam. Die Konklusion für Anlege­rinnen und Anleger ist, dass Gold trotz möglichem Rücksetzer ein wertvoller Portfo­lio­bau­stein bleibt.

Bei Fragen zu diesem Thema stehen Ihnen unsere Kunden­be­ra­te­rinnen und Kunden­be­rater gerne zur Verfügung.

Bei Anregungen zum Notablog wenden Sie sich bitte an notablog@rahnbodmer.ch.

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