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Logis­tik­sektor

Das weltweite Handels­vo­lumen hat nach dem 2. Weltkrieg stark zugenommen. Die 25 grössten Logis­tik­kon­zerne trans­por­tieren 20 % des globalen Handels­vo­lumens. Während und kurz nach der Pandemie profi­tierten diese Unter­nehmen von einer Sonder­kon­junktur und erzielten Rekord­ge­winne. Diese Zeiten sind vorbei. Was folgt nun auf diesen Zyklus? Wir sehen drei struk­tu­relle Trends, die den Logis­tik­sektor stützen: Zuneh­mende Diver­si­fi­kation der Liefer­ketten, Digita­li­sierung und Nachhaltigkeit.

Vor der Pandemie

Im Jahrzehnt vor der Corona­virus-Pandemie gab es im Trans­port­sektor Überka­pa­zi­täten, was für Logis­tik­kon­zerne tiefe Margen bedeutete. Schät­zungs­weise 90 % des weltweiten Handels­vo­lumens wird über den Seeweg trans­por­tiert. Ein wichtiger Bestandteil der Trans­port­kosten über die Meere sind die sogenannten Fracht­raten. Damit ist der Richt­preis für die Verschiffung eines standar­di­sierten Containers (Grösse 40 Fuss) gemeint. Die wichtigsten Fracht­routen sind Shanghai-Los Angeles und Shanghai-Rotterdam. Im Jahr 2018 betrug der Richt­preis für den Transport eines Containers von Shanghai nach Los Angeles im Durch­schnitt weniger als USD 1’300 (vgl. Abb.).

Während der Pandemie

Die Corona­virus-Pandemie und die anschlies­sende Nachfra­ge­er­holung sorgten bei den Liefer­ketten der Unter­nehmen für Spannungen und teilweise für Unter­brüche. Um den reibungs­losen Transport ihrer Güter zu gewähr­leisten, mussten die Unter­nehmen tief in die Tasche greifen. Die Folge davon war ein sehr starker Anstieg der Fracht­raten, der auf seinem Höhepunkt zeitweise fast eine Verzehn­fa­chung bedeutete. Die Trans­port­un­ter­nehmen erwirt­schaf­teten in diesem Umfeld hohe Gewinne. Die Norma­li­sierung der Nachfrage resul­tierte in einem rasanten Einbruch der Fracht­raten ab Frühsommer 2022. Damit endete die Sonder­kon­junktur für die Logistikunternehmen.

Aussichten

Die Sonder­kon­junktur ist zwar vorbei, die Aussichten sind aber keineswegs düster. Wir gehen davon aus, dass produ­zie­rende Unter­nehmen ihre Liefer­ketten wegen der Pandemie und dem Ukraine-Krieg weiter diver­si­fi­zieren werden. Die damit einher­ge­hende steigende Komple­xität ist für Logis­tik­dienst­leister attraktiv und verspricht höhere Margen. Ebenfalls eine höhere Profi­ta­bi­lität bringt die zuneh­mende Digita­li­sierung. In der Logis­tik­branche wird immer noch viel mit mensch­licher Inter­aktion gemacht. Digitale Lösungen werden daher in den nächsten Jahren zu deutlichen Effizi­enz­ge­winnen führen. Ein Treiber dafür ist vor allem auch der herrschende Fachkräftemangel.

Kunden wollen weniger CO2-Ausstoss

Die grössten Logis­tiker sind sich bewusst, dass ihr Geschäfts­modell viel CO2 emittiert. Der Sektor ist für einen Viertel (!) der weltweiten CO2-Emissionen verant­wortlich. Für viele Kundinnen und Kunden sind diese indirekten Emissionen (Scope 3) ein entschei­dender Faktor, um ihre langfris­tigen Nachhal­tig­keits­ziele zu erreichen. Das Bedürfnis nach CO2-armen Güter­trans­porten wächst daher rasant. In der Luftfracht werden beispiels­weise zum Teil synthe­tische Treib­stoffe einge­setzt. Damit können bis zu 90 % der Emissionen gegenüber einem herkömm­lichen Treib­stoff einge­spart werden. Beim Schiff­transport steckt diese Techno­logie noch in den Kinder­schuhen, hier wird derzeit vor allem mit Kompen­sa­tionen gearbeitet. Mittel­fristig werden sich aber auch auf hoher See CO2-arme Treib­stoffe durchsetzen.

Anleger­sicht

Die Pandemie hat gezeigt, dass die grossen Logis­tik­kon­zerne Markt­an­teile gewinnen konnten. Die beschrie­benen Trends sollten ebenfalls die grösseren Markt­teil­neh­me­rinnen begüns­tigen. Aller­dings gilt es zu beachten, dass der Sektor stark von der gesamt­wirt­schaft­lichen Entwicklung abhängig ist. Die Aktien von Logis­tik­un­ter­nehmen sind deshalb zykli­scher und volatiler als der Gesamtmarkt.

Bei Fragen zu diesem Thema stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

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