Anfang November organisierte Rahn+Bodmer Co. zusammen mit seinen externen Partnern, Katrin Keller Lüscher von Legal Experts, Sergio Tarantino von Tarantino Treuhand Aktiengesellschaft und Franziska Müller Tiberini von familienunternehmen.ch eine Diskussionsrunde zum Thema Lohn versus Dividende. Unser Spezialist für die Beratung von Familienunternehmerinnen und –unternehmer, Dominik Staffelbach, fasst die wichtigsten Erkenntnisse im Interview zusammen:
Dominik Staffelbach, weshalb ein Anlass zum Thema Lohn versus Dividende?
Wir beraÂten unseÂre KunÂdinÂnen und KunÂden in allen BereiÂchen ihres Lebens als UnterÂnehÂmer, d.h. auf der Familien‑, VerÂmöÂgens- und UnterÂnehÂmerÂseiÂte. Im AusÂtausch mit unseÂren KunÂden werÂden wir immer wieÂder mit der FraÂge konÂfronÂtiert, was sinnÂvolÂler sei, einen Lohn oder eine DiviÂdenÂde ausÂzuÂzahÂlen. DieÂses TheÂma beschäfÂtigt ein UnterÂnehÂmer, sobald ein Gewinn erwirtÂschafÂtet wird. GrundÂsätzÂlich gibt es drei MögÂlichÂkeiÂten, wie ein Gewinn verÂwenÂdet werÂden kann: als GewinnÂvorÂtrag in der Bilanz, als DiviÂdenÂdenÂzahÂlung an die AktioÂnäÂre oder als LohnÂzahÂlung an den EigenÂtüÂmer.
Weshalb ist dieses Thema gerade jetzt aktuell?
Vor der UnterÂnehÂmensÂsteuÂerÂreÂform II im JahÂre 2008 hatÂte sich kaum ein KMU in der Schweiz die FraÂge nach Lohn verÂsus DiviÂdenÂde gestellt. Die DopÂpelÂbeÂsteueÂrung von Lohn und DiviÂdenÂde machÂte die DiviÂdenÂde unatÂtrakÂtiv. Die Reform von 2008 änderÂte dieÂse TatÂsaÂche und brachÂte steuÂerÂliÂche ErleichÂteÂrung auf der DiviÂdenÂdenÂebeÂne. Ab JanuÂar 2020 ändert sich die BesteueÂrung der DiviÂdenÂde auf BunÂdes- und KanÂtonsÂebeÂne erneut und vieÂle UnterÂnehÂmer stelÂlen sich desÂhalb wieÂder die FraÂge nach dem «richÂtiÂgen» VerÂhältÂnis.
Was ändert sich im Januar 2020?
Im Jahr 2020 tritt die UnterÂnehÂmensÂsteuÂerÂreÂform III in Kraft. BetrofÂfen davon sind EigenÂtüÂmer mit einer quaÂliÂfiÂzierÂten BeteiÂliÂgung von minÂdesÂtens 10 ProÂzent. Erst ab dieÂser QuoÂte greift die priÂviÂleÂgierÂte BesteueÂrung von DiviÂdenÂden auf PriÂvatÂverÂmöÂgen (sog. TeilÂbeÂsteueÂrung). WähÂrend sich dieÂse priÂviÂleÂgierÂte BesteueÂrung bisÂher auf BunÂdesÂebeÂne über 60 % der BeteiÂliÂgungsÂerÂträÂge erstreckÂte, erhöht sich der zu besteuÂernÂde Teil ab JanuÂar 2020 auf 70 %. Auf kanÂtoÂnaÂler EbeÂne gilt neu ein MiniÂmum von 50 %, im KanÂton Zürich wird ab 2023 ein Satz von 60% gelÂten. Dadurch wird die AusÂschütÂtung von DiviÂdenÂden ein gutes Stück unatÂtrakÂtiÂver.
Wie verhält es sich beim Lohn?
Auf seiÂnen eigeÂnen Lohn bezahlt der UnterÂnehÂmer SoziÂalÂverÂsiÂcheÂrungsÂabÂgaÂben, die bei DiviÂdenÂdenÂausÂschütÂtunÂgen nicht bezahlt werÂden müsÂsen. Aus dieÂsem Grund prüÂfen die Sozialversicherungsanstalten/Ausgleichskassen das VerÂhältÂnis zwiÂschen Lohn und DiviÂdenÂde und akzepÂtieÂren keiÂne zu tieÂfen LöhÂne. Dabei wenÂden die KasÂsen ein zweiÂstuÂfiÂges PrüÂfungsÂscheÂma an: ErsÂtens die 10 % DiviÂdenÂden-Regel, das heisst das VerÂhältÂnis der DiviÂdenÂde zum UnterÂnehÂmensÂwert der BeteiÂliÂgung und zweiÂtens der branÂchenÂübÂliÂche Lohn.
Welches sind Ihre Schlussfolgerungen?
Die DisÂkusÂsiÂon nach den PräÂsenÂtaÂtioÂnen war sehr lebÂhaft und zeigÂte einÂmal mehr die unterÂschiedÂliÂchen HerÂausÂforÂdeÂrunÂgen und FacetÂten eines UnterÂnehÂmens. ZusamÂmenÂfasÂsend möchÂte ich folÂgenÂde drei PunkÂte festÂhalÂten:
- Das TheÂma ist sehr komÂplex und es gibt keiÂne StanÂdardÂlöÂsung. Es lohnt sich, einen SpeÂziaÂlisÂten beiÂzuÂzieÂhen, denn jeder UnterÂnehÂmer sollÂte die verÂschieÂdeÂnen AspekÂte den GegeÂbenÂheiÂten seiÂnes UnterÂnehÂmens anpasÂsen.
- UnterÂnehÂmer tenÂdieÂren die FraÂge «DiviÂdenÂde verÂsus Lohn» auf die SteuÂerÂopÂtiÂmieÂrung zu reduÂzieÂren. Doch die Lösung erforÂdert vor allem bei FamiÂliÂenÂunÂterÂnehÂmen weiÂteÂre ÜberÂleÂgunÂgen. Hier spieÂlen die verÂschieÂdeÂnen BedürfÂnisÂse der FamiÂliÂenÂmitÂglieÂder eine wichÂtiÂge RolÂle und dieÂse sind unter UmstänÂden sehr unterÂschiedÂlich.
- Sich in der heuÂtiÂgen Zeit selÂber keiÂnen oder einen sehr tieÂfen Lohn ausÂzuÂbeÂzahÂlen ist nicht empÂfehÂlensÂwert. EinerÂseits aus soziÂalÂverÂsiÂcheÂrungsÂtechÂniÂschen FraÂgen, andeÂrerÂseits im HinÂblick auf eine mögÂliÂche NachÂfolÂge, bei welÂcher sich eine mit Cash-Bestand gefüllÂte Bilanz unvorÂteilÂhaft ausÂwirÂken könnÂte.
Disclaimer:
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