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Die US-Konjunktur steht unter Druck

Nach dem scharfen Rückgang des US-Einkaufs­ma­nager-Indexes für den Monat September haben zahlreiche Auguren ihre US-Wachs­tums­pro­gnosen nach unten revidiert. Unter Druck stehen vor allem die Inves­ti­tionen der Unter­nehmen. Die sinkenden Gewinne und die handels­po­li­ti­schen Unwäg­bar­keiten werden die Inves­ti­ti­ons­neigung beein­träch­tigen. Daran dürfte die jüngste Annäherung im Handels­streit zwischen den USA und China kaum etwas ändern.

In der Lagebe­ur­teilung unserer Strate­gie­gruppe von Anfang Oktober haben wir festge­halten, dass die konjunk­tu­relle Talsohle noch nicht erreicht ist. Solche Aussagen stützen wir vor allem auf vorlau­fende Indika­toren wie beispiels­weise die OECD Leading Indicators ab. Versucht man sich aufgrund der einzelnen Nachfra­ge­kom­po­nenten des BIP ein Bild über die Konjunktur zu machen, steht die Inves­ti­ti­ons­nach­frage im Vorder­grund. Diese ist mit Abstand die volatilste Kompo­nente des BIP. In der Regel werden Ab- und Aufschwünge durch die Verän­derung der Inves­ti­tionen und weniger durch Schwan­kungen der Konsum­nach­frage verursacht.

Das Vertrauen der CEOs ist bedenklich tief

Das Vertrauen der CEOs und die Gewinn­margen aus der natio­nalen Buchhaltung sind vermutlich die wichtigsten Faktoren, welche die Inves­ti­tionen der Unter­nehmen beein­flussen. Wenn man sich die aktuelle Konstel­lation vor Augen hält, sieht das Bild nicht gerade ermutigend aus:

CEO Confidence Index Oktober 2019

Der CEO-Confi­dence-Index ist im September auf das Niveau vor Ausbruch der letzten beiden Rezes­sionen (grau schraf­fierte Flächen) gesunken. Der Zusam­menhang zwischen dem Index und dem Wachs­tums­beitrag der Inves­ti­tionen war in den letzten Jahren recht stark. Deshalb ist davon auszu­gehen, dass die Inves­ti­tionen das BIP-Wachstum deutlich belasten werden.

Auch die Gewinn­margen leisten keinen positiven Impuls

Auch die Gewinn­ent­wicklung dürfte die Inves­ti­ti­ons­neigung negativ beein­flussen. Die Margen der im S&P 500 gelis­teten Unter­nehmen stagnieren seit drei Jahren auf hohem Niveau. Die S&P 500-Unter­nehmen sind jedoch nicht reprä­sen­tativ für ganz «Corporate America». Im Hinblick auf die US-Konjunk­turlage sind die Gewinne aus der natio­nalen Buchhaltung aussa­ge­kräf­tiger. Diese befinden sich, ähnlich wie im Vorfeld früherer Rezes­sionen, seit drei Jahren im Sinkflug:

Gewinnmargen USA Oktober 2019

Rezes­sionen können zwar nicht prognos­ti­ziert werden, aber die Wahrschein­lichkeit, dass das US-BIP ein oder zwei Quartale schrumpft, ist im Steigen begriffen. Wenn es nur zu einer milden Rezession kommt, müsste dies nicht zwingend negativ für die Börsen sein. Viel wird von der Politik, allen voran von der US-Handels­po­litik, abhängig sein.

Eine umfas­sende Einigung im Handels­streit ist noch nicht in Sicht

In der jüngsten Gesprächs­runde zwischen den USA und China scheint es Trump gelungen zu sein, China wieder als Importeur von US-Agrar­pro­dukten zu gewinnen. Im Gegenzug setzt die US-Adminis­tration die Erhöhung der Straf­zölle für Importe im Umfang von USD 250 Mrd. aus. Das Teilab­kommen, das noch nicht in trockenen Tüchern ist, erweckt den Eindruck, dass die US-Adminis­tration einge­sehen hat, dass Straf­zölle Schäden anrichten. Für den innen­po­li­tisch unter Druck geratenen US-Präsi­denten würden die Wahlchancen sinken, wenn die USA 2020 in eine Rezes­sionen abrutscht. Dies wäre mithin ein Grund für die Chinesen, keine grosse Kompro­miss­be­reit­schaft zu signa­li­sieren. Mit anderen Worten: Ein Zustan­de­kommen einer Teilei­nigung wäre ein kleiner Schritt in Richtung einer Deeska­lation. Für die Unter­nehmen würde erst ein umfas­sendes Abkommen Klarheit schaffen. Davon sind die Kontra­henten noch meilenweit entfernt. Deshalb sind Hoffnungen auf eine Verbes­serung des Inves­ti­ti­ons­klimas verfrüht.

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