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Gold und Silber hab ich gern …

Nein, hier geht es nicht um Anlagen in Gold oder Silber. Es geht um die silber­haa­rigen Baby Boomer, die ins goldene Pensi­ons­alter kommen. Die Frage lautet: Könnten wir auf Gold stossen, wenn wir in den demogra­phi­schen Trend der silver economy inves­tieren? Immerhin wird sich bis 2050 die Anzahl der über 65-Jährigen fast verdoppeln und deren Kaufkraft sollte nicht unter­schätzt werden.

Der erste Gedanke, den die meisten bezüglich Invest­ments mit demogra­phi­schem Hinter­grund haben, sind Alters- und Pflege­heime. Es gibt kotierte Anbieter wie z.B. Brookdale Senior Living in den USA oder die franzö­si­schen Gesell­schaften Korian und Orpea oder die schwe­dische Attendo, die jedoch alle stark von der Entwicklung des Immobi­li­en­sektors abhängig sind. Und zu Pflege­fällen werden die Neu-Rentner erst in ca. 20–30 Jahren. Jetzt sind die Baby Boomer noch im besten Alter: unter­neh­mens­lustig, konsum­freudig und noch ziemlich agil.

Sport­in­dustrie hat Potenzial

Aller­dings steht die Freizeit­in­dustrie in Europa mit der Anpassung ihrer Angebote an die Silber-Kunden noch ganz am Anfang. Japan ist da schon viel weiter, da dort schon länger ein sehr hoher Anteil an über 60-Jährigen lebt. Wie kann z.B. ein Fitness­zentrum von diesem demogra­fi­schen Trend profi­tieren? Japanische Erfah­rungen zeigen, dass der gesellige Teil nach dem Sport genauso wichtig ist: Fitness­zentren mit einer Cafeteria haben in Japan sehr viel mehr neue Mitglieder anwerben können, die ausserhalb der Spitzen­zeiten die Zentren füllen und zudem noch extra konsu­mieren. In Europa ist dieser Trend noch gar nicht angekommen. Bislang hat nur eine Nische der Sport­in­dustrie das Potenzial erkannt: Auf Fahrrädern oder E‑Bikes herum­flit­zende ältere Sport­le­rinnen und Sportler sind mittler­weile überall zu sehen. Leider sind die Fahrrad­her­steller nicht an der Börse kotiert.

Hörgeräte als Fitness-Tracker

Vielleicht springen aber die Hörge­rä­te­her­steller jetzt auf den Baby Boomer-Trend auf: Gerade ist eine neue Hörge­rä­te­ge­ne­ration vorge­stellt worden mit integriertem Fitness-Tracker und einer Möglichkeit, sich über eine App andere Sprachen direkt ins Hörgerät übersetzen zu lassen. Für die Vorbe­reitung aufs Velorennen im nächsten Frühjahr muss die aktive ältere Generation im Winter nicht mehr nach (Deutsch-) Mallorca reisen, sondern sie könnte jetzt ohne Dolmet­scher ein Höhen­training in Äthiopien absol­vieren. Der Anbieter Starkey Hearing ist leider in privaten Händen. Wenn aber andere auf den Zug aufspringen (z.B. Sonova, William Demant oder GN Store Nord), könnte das eine sehr inter­es­sante Anlage­mög­lichkeit werden.

Kreuz­fahrten sind eine Wachstumsstory

Bei den Ferien­an­ge­boten gibt es auch noch viel Entwick­lungs­po­tenzial: Bis 2020 werden 29 % aller in der EU lebenden Touristen über 60 sein und dieses Segment ist kapital­kräftig. Einzig die Kreuz­fahrt­in­dustrie hat den Trend erkannt. Denn: «Eine Kreuz­fahrt, die ist lustig, eine Kreuz­fahrt ist bequem …» Und als «best ager» bekommen Sie schon ab 55 eine Preis­er­mäs­sigung. Auch wenn Sie noch nicht im «besten Alter» sind, können Sie von diesem Trend profi­tieren. Dazu gibt drei Anlage­mög­lich­keiten unter den Kreuz­fahrt-Anbietern: Carnival ist der grösste Operator, Royal Carribean, und Norwegian Cruise Line sind die anderen grossen, kotierten Player. Momentan leiden alle drei unter den erhöhten Treib­stoff­kosten und den Nachwir­kungen der letzten Hurricane-Saison. Kreuz­fahrten bleiben aber mittel­fristig eine Wachstumsstory.

Kosme­tik­un­ter­nehmen haben die Zeichen der Zeit erkannt

Wesentlich klarer ausge­richtet auf die konsum­kräftige Silber-Generation, die natürlich gut und jung aussehen möchte, sind die Angebote der Kosmetik (auch wenn wir in diesem Zusam­menhang feststellen möchten, dass viele Frauen über 50 kein einziges silbriges Haar haben und auch nie haben werden). In der EU geben Frauen über 60 doppelt so viel aus für Kosmetik wie Frauen unter 25. Alle Kosme­tik­firmen haben daher Anti-Aging-Behand­lungen im Programm, angefangen von Schweizer Herstellern wie Weleda bis zu grossen Firmen wie L’Oreal oder Beiersdorf. Selbst wenn der Erfolg nicht wirklich messbar ist, verkaufen lassen sich die Cremes und Lotionen gross­artig – ebenso wie Botox-Behand­lungen von Allergan. Und kosme­tisch schön ausse­hende Dental­im­plantate (z.B. von Straumann) sollten ebenfalls von den Baby Boomern profitieren.

Es ist nicht alles Gold, was silbern glänzt. Aber es glänzt auch nicht alles, was Silber ist (frei nach Hebbel). Doch eins ist sicher: Wir stehen erst am Anfang der Baby Boomer-Konsumwelle.

Bei Fragen zu diesem Thema stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

notablog@rahnbodmer.ch

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