In eigener Sache

Auf Kurs

Elena Sandera will die Schweiz in der jungen Trend­sportart iQFoil-Class an der kommenden Sommer­olym­piade 2024 vertreten. Rahn+Bodmer Co. unter­stützt und begleitet die Athletin auf ihrem Weg nach Paris. Im nachfol­genden Interview lässt sie uns an ihrem Leben «auf und am Wasser» teilhaben.

Elena, Du hattest letzte Woche deinen ersten Wettkampf dieses Jahres. Wie ist es gelaufen?

Das war sehr inter­essant. Seit Beginn des Winter­trai­nings fokus­siere ich mich vor allem auf den Start und den ersten Teil eines Rennens, um mich in dieser ersten Etappe eines Laufs richtig wohlzu­fühlen. Im Wettkampf konnte ich mein Ziel umsetzen und meinen angepeilten Top 20 Platz gut halten. Die zweite Hälfte der Rennen bin ich jeweils nicht mehr voll oder gar nicht fertig gefahren, um Energie zu sparen. Die Platzierung war dementspre­chend nicht sehr gut, aber mein spezi­fi­sches Ziel habe ich erreicht.

Du hast erzählt, dass das ganze Feld jeweils sehr nahe beiein­ander liegt. Wie viele Sekunden Rückstand hattest du gegenüber einem Rang unter den Top 20, deinem erklärten Ziel für 2023?

In der ersten Hälfte des Rennens war ich unter den Top 20, die besten waren nur rund 15–30 Sekunden schneller unterwegs. Am Schluss des Rennens betrug der Abstand zwischen 30 bis 60 Sekunden.

Wie lange dauert beim iQ-Foiling ein Rennen?

Ein Kursrennen dauert 15 Minuten. Das mag nicht nach viel klingen, aber meistens haben wir fünf bis sechs Rennen hinter­ein­ander mit jeweils ungefähr fünf Minuten Pause dazwi­schen. Dabei steht man ständig auf dem Brett und hält das Segel und damit natürlich die Balance. Eine ganze Regatta geht meist über 18 Rennen auf fünf Tage verteilt.

Das klingt sehr anstrengend.

Das ist es auch. Und deshalb kann man auch das Training ausserhalb des Wassers nicht vernach­läs­sigen. Kraft- und Balance­training sind enorm wichtig.

Woran wirst du nun vor allem arbeiten?

Da ich nun den ersten Teil eines Rennens sehr verbessert habe, muss ich mein Training so anpassen, dass ich diese Anfangs­po­sition bis zum Schluss halten kann. Mental war es für mich wichtig, wieder in einer grossen Gruppe zu segeln, um mich an das Chaos zu gewöhnen. Auch war es inter­essant mein Ego zur Seite zu stellen und ein schlechtes Resultat für einen langfris­tigen Erfolg in Kauf zu nehmen. Bezüglich mentaler Stärke arbeite ich mit meiner Mental­trai­nerin zusammen, was sehr viel bringt. Meine Geschwin­digkeit war sehr hoch, deshalb liegt der weitere Fortschritt wohl nicht an meiner Kraft oder am Gewicht, sondern eher an den kleinen techni­schen Fähigkeiten. 

Wie ist das mit dem Material? Wählst du alles selber aus?

Für Paris 2024 gibt es das offizielle Board mit einem definierten Masten, Segel und dem Foil. Die «One Design Regel» lässt aber auch Spielraum. Der grösste davon ist bei den Foils zu finden. So bestelle ich immer mehrere Foils und teste diese. Dann passe ich das Foil zusammen mit meinem Coach an. Meist geht es um ganz kleine Verän­de­rungen, so zum Beispiel um die Anpassung des Winkels. Je härter ein Foil ist, desto schneller ist man unterwegs.

Ist dein nächstes grosses Ziel die Europa­meis­ter­schaft im Mai? Wo finden diese statt?

Ja, die Europa­meis­ter­schaft ist auf jeden Fall sehr wichtig. Sie findet in Griechenland, in Patras, statt. Ich freue mich sehr darauf, bis dahin werde ich noch drei weitere Regatten fahren, was mir viel Erfahrung einbringen wird.

Wo wirst du die kommenden Monate trainieren?

Bis Ende Februar bin ich noch auf Lanzarote. Dann werden wir zwei Wochen in Cadiz trainieren, bevor wir das Training nach Palma de Mallorca verlegen. Anschliessend geht es zur Europa­meis­ter­schaft nach Griechenland.

Vermisst du deine Familie in Zürich?

Sehr! Dieses Jahr werde ich wohl nicht viel Zeit in der Schweiz verbringen. Auch meine Freunde zu Hause sehe ich nicht oft und es ist schwer, online in Kontakt zu bleiben. Wir sind alle entweder durch die Uni oder ich mit dem Training sehr beschäftigt.

Was gibt dir immer wieder Kraft, um weiterzumachen?

Die Liebe zum Sport! Ausserdem haben sich nun enge Freund­schaften mit anderen Windsur­fe­rinnen und Windsurfern entwi­ckelt. Da wir alle lange von zu Hause weg sind, sind wir wie eine Familie. Wir leben und kochen zusammen und unter­stützen einander, wenn das Heimweh zu stark wird.


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